MTV-Interview: Über 30 Jahre ungenutzt verstreichen lassen

In loser Reihenfolge machen wir weiter mit unseren beliebten MTV-Interviews, in denen unsere Mitglieder etwas über sich erzählen. Heute haben wir uns mit Jörn Schwarplys aus unserer Fünften gesprochen. Zwar hat Jörn viele Jahre keinen Schläger in der Hand gehabt, aber er ist hochmotiviert und sein derzeitiger TTR-Wert soll sich in den kommenden Jahren noch ein wenig nach oben verändern.

Viel Spaß mit dem Interview.

 

Steckbrief:

Name: Jörn Schwarplys

Alter: 52 Jahre

Wohnort: Pfaffenhofen

Aktiv im TT seit: 1984-1988 und jetzt wieder seit 2020

Vorherige Vereine: TuS Brietlingen (mein Jugendverein in Norddeutschland)

Schlaghand: rechts

Material: Holz: Joola Nobilis gerade / VH: Tibhar Aurus Prime 1.9 mm / RH: Tibhar Evolution MX-S 1.8 mm

Spielstil: so offensiv es der Gegner und meine Technik zulassen

 

Seit wann spielst Du Tischtennis und wie bist Du dazu gekommen?

In meiner Jugend – also in den 80er Jahren des vergangenen Jahrhunderts – bin ich über die Platte in der Garage eines Freundes zum TT gekommen. Glücklicherweise wurde seinerzeit zeitgleich eine separate TT-Abteilung in unserem Dorfverein gegründet, in die wir dann mit mehreren Jugendlichen eintraten. War nicht ganz einfach, mit nur 2 Tischen in der alten Gymnastikhalle unserer Dorfgrundschule, ohne Trainer und ohne eine Ahnung davon, wie TT eigentlich als Wettkampfsport funktioniert. Erfahrungen sammelten wir direkt im Spielbetrieb, wo wir als Jugendliche schlicht lernen mussten, im Spiel gegen die „alten Hasen“ irgendwie zu überleben.

Mit dem Abitur, der Bundeswehr und meinem Auswandern nach Bayern habe ich dann aber den Kontakt zum TT verloren. Den habe ich jetzt erst wieder – ebenfalls durch eine Platte in unserer Garage – im Winter 2019/2020 wieder entdeckt: Die Platte hatten wir eigentlich für unsere Kinder angeschafft, damit die im Idealfall ähnlich positive Erlebnisse sammeln können, wie ich in meiner Jugend. Aber dann hat es mich gleich wieder „geflasht“.

 

Wie würdest Du Deinen Spielstil beschreiben?

So offensiv, wie es der Gegner und meine Technik zulassen.

Als Jugendlicher spielte ich einfach „irgendwie“, weil wir in unserem Dorfverein auch kein vernünftiges Training bekamen und uns alles selbst aneignen mussten. Das Ergebnis war, dass ich praktisch meine Gegner „totschupfte“ und ganz begeistert war, wenn ich hin und wieder mal einen Topspin hinbekam, dessen Schlagbewegung ich mir zuvor aus einer Bild-für-Bild-Bewegungsstudie von Ralf Wosik, Jörg Roßkopf oder Eberhard Schöler (!) in einem Lehrbuch angeeignet hatte.

In meinem zweiten Tischtennis-Leben will ich aber „richtig“ Tischtennis spielen lernen: Modern, spinnig, variabel & offensiv.

Leider mache ich dabei immer noch viel zu viele Fehler. Aber das muss ich halt lernen…

 

Als Einsteiger in unsere Abteilung hast Du Dir sicherlich ein paar sportliche Ziele gesetzt, oder?

Bin ich nach inzwischen knapp 2 Jahren Vereinszugehörigkeit immer noch ein „Einsteiger“?

 

Aufgrund Corona ja quasi 😉

Ok 😉. Aber klar, natürlich habe ich sportliche Ziele. Ich bin ja ein durchaus ehrgeiziger Mensch: Im Wesentlichen will ich so schnell wie möglich so gut wie möglich werden.

Wenn ich davon ausgehe, dass das Alter auch an mir nicht spurlos vorübergehen wird (was es bereits bis heute erkennbar nicht tat), dann habe ich über 30 Jahre ungenutzt verstreichen lassen und jetzt nur noch ein paar Jahre lang Zeit, in denen ich mich so gut bewegen kann wie jetzt. Bis dahin will ich so gut TT spielen lernen, wie es mir mit dem, was ich mitbringe, möglich ist. Ob mein persönliches Limit dann bei 1300, 1400 oder vielleicht sogar erst bei 1500 Punkten liegt, werde ich sehen.

Und ob ich dann in einer Dritten, Vierten oder Fünften oder – wenn dann demnächst die 4er-Mannschaften kommen – in einer zehnten Mannschaft spiele, ist mir tatsächlich einigermaßen egal: Hauptsache, ich spiele mit Gegnern, die mich fordern und in einer Mannschaft, die sich auch zusammen als Mannschaft fühlt.

 

Du warst jetzt auch zweimal mit im Trainingslager in Porec. Was nimmst Du von dort mit?

Außer einer trainierten Leber und der Erinnerung an zwei ausgesprochen harmonische & entspannte Urlaube mit einer tollen MTV-Truppe?

Mir hat die Möglichkeit, mehrere Tage am Stück richtig knackig trainieren zu können, gut gefallen. Und sowohl die Trainingsgruppe als auch das Trainerteam ist total angenehm im Umgang. Spannend, auch mal mit Leuten aus anderen Vereinen trainieren zu können. Aber ehrlich gesagt, so wahnsinnig viel mitnehmen konnte ich da nicht außer „Schläger oben lassen“ und „schneller in die Grundstellung zurück“ (was leichter gesagt als getan ist, wenn man schlicht einfach nicht schneller ist): Klar, die Übungen, die wir spielen, sind schon auch intensiv und helfen natürlich in der allgemeinen Grundsicherheit. Aber obwohl ich heuer sogar regelmäßig am Nachmittag noch mal in der Kleingruppe trainierte, erhielt ich kaum mal einen konkreten Hinweis zur Verbesserung meiner individuellen Technik. Schade, denn genau so etwas hätte man dann ja ggfs. auch gleich in der nächsten Übung einstudieren können.

Nichts desto trotz werde ich auch im nächsten Jahr sicher gerne wieder mitfahren, wenn sich die Gelegenheit bietet, weil einfach die Kombination aus total harmonischer Gruppe, intensivem Training, schönem Wetter und ordentlichem Komfort unschlagbar ist.

 

Was schätzt Du am meisten an unserer Abteilung und wie siehst Du sie für die Zukunft aufgestellt?

2 Dinge schätze ich sehr: Zum einen ist das der tolle Zusammenhalt quer über alle Mannschaftsgrenzen hinweg. Ob das die Jugendlichen sind, die über den WhatsApp-Live-Ticker angefeuert werden oder andere Erwachsenenmannschaften in der Halle, die gerade während der Trainingszeit ein Heimspiel bestreiten und dort angefeuert werden oder die tolle Öffentlichkeitsarbeit, in der sich jeder wiederfindet – da hat man schon den Eindruck, Teil eines größeren Ganzen zu sein. Wie in jeder Gemeinschaft gibt es einen kleinen Kreis von Personen, der sich engagiert und Arbeit übernimmt und eine größere Menge an Leuten, die mitschwimmen. Bei uns ist der Anteil derjenigen, die tatsächlich aktiv mitarbeiten aber erfreulich groß.

Zum anderen empfinde ich das sportliche Niveau quer über die Abteilung als sehr zufriedenstellend. Nicht nur, dass wir eine gute Halle mit gutem Equipment haben (was ja beileibe keine Selbstverständlichkeit ist) – wir haben auch meist ein ordentliches Trainingsniveau. Ohne dass es da größere Berührungsängste oder Cliquenbildungen gäbe, findet sich immer jemand, mit dem man intensiv trainieren kann. Und dadurch, dass wir in den letzten 2 Jahren auch einige Top-Spieler hinzu gewonnen haben, steigt auch das Trainingsniveau in der Spitze, was unseren Spielern aus den ersten Mannschaften hilft.

Erfolg hat aber seinen Preis. Wir werden immer mehr Spieler*innen. Was ja erst mal toll ist. Aber das macht die Herausforderung, neben dem Spielbetrieb (demnächst dann ja auch nur noch in 4er-Mannschaften) ein gutes Training zu organisieren, umso größer. Zumal ich sehe, dass Christian & David auch irgendwann an ihre Grenzen stoßen und schon jetzt neben ihrer engagierten Jugendarbeit kaum noch die Möglichkeit haben, selbst zu trainieren. Wenn wir auf Dauer nicht die Heranwachsenden und die lernwilligen „Normalos“ erst in die „ist-doch-eh-egal-Haltung“ und dann ganz verlieren wollen, werden wir uns Gedanken darüber machen müssen, wie wir diese im Training strukturiert weiter entwickeln können. Darüber hinaus empfinde ich die Frauenquote in unserer Abteilung – vorsichtig gesagt – entwicklungsfähig.

 

Hast Du im Verein oder darüber hinaus einen Lieblingsdoppelpartner und warum?

Klar, mit Maxi bei den Vereinsmeisterschaften zu spielen, war natürlich ein Geschenk. Aber man muss auch konstatieren, dass das, was die Jungs in unserer Ersten spielen, einfach ein anderer Sport ist als mein „ambitioniertes Freibad-PingPong“. Insofern will ich gar nicht so vermessen sein, mich in meinen Vorstellungen an deren Niveau zu orientieren.

Auf meinem Niveau habe ich tatsächlich noch keine*n Lieblingsdoppelpartner*in gefunden. Da experimentieren wir in unserer Mannschaft noch herum. Zuletzt habe ich gerne mit Lisa Bouwmans gespielt, weil sie mit ihrem Spielstil Dinge kann, die ich nicht kann.

 

Mit wem im Verein hast Du bisher nicht zusammen in einer Mannschaft gespielt (Ersatzspiel ausgenommen), würdest es aber gerne einmal. Und warum?

Puh, schwierig zu sagen: Ich bin ja erst in meiner ersten (richtigen) Saison. Und da fühle ich mich aktuell in meiner Fünften sehr wohl. Ausgeholfen habe ich auch bereits in der Vierten sowie der Dritten, was zumindest nach meinem Dafürhalten auch gut funktioniert hat. Da habe ich den Eindruck, dass ich so ziemlich mit jedem*r kann.

Aber natürlich hat es mir gut gefallen, bei den Vereinsmeisterschaften mit Maxi zusammen zu spielen. Nicht nur, weil er einfach ein toller Spieler ist. Sondern weil er mir während des Spiels jederzeit das Gefühl der Sicherheit gab, gar nichts falsch machen zu können. Und wenn er mir dann zwischendurch auch noch den einen oder anderen Tipp gibt, lerne ich natürlich enorm viel dabei.

 

Wie hältst Du Dich neben Tischtennis noch fit – andere Hobbies?

Neben Arbeit & Familie gibt es da nicht mehr so viel. Bis vor ein paar Jahren habe ich immer noch in einer Freizeitmannschaft gekickt und bin dann und wann längere Strecken gelaufen. Das mute ich aber aktuell meinen Knien nicht mehr zu. Statt dessen fahre ich ganz gerne mit dem Mountainbike (durchaus auch als E-Bike). Und jetzt hoffe ich auf einen schneereichen Winter in dem ich skitourengehen & freeriden kann.