MTV-Spezial-Interview: Corona-Zeit häng’ ich hinten dran

In unserer Interview-Reihe haben wir heute mit Deutschlands Ausnahmespieler Timo Boll einen ganz besonderen Gast.

Wir freuen uns sehr über seine Zusage und wünschen viel Spaß beim Lesen.

 

Steckbrief:
Name:Timo Boll
Alter:
39
Aktiv im TT seit:1984
Aktueller Verein:Borussia Düsseldorf
Vorherige Vereine:TTV Gönnern, FTG Frankfurt, TSV Höchst
Höchste Weltranglistenposition:1
Derzeitige Weltranglistenposition:10
Schlaghand:
links
Spielstil:
Offensiv

 

Seit wann spielst Du Tischtennis und wie bist Du dazu gekommen?

Ich hab mit drei oder vier zuhause im Keller begonnen mit meinem Vater. Seitdem spiele ich quasi täglich.

 

Wie würdest Du Deinen Spielstil beschreiben und wie hat sich dieser entwickelt?

Früher hab ich vielleicht etwas mehr riskiert und extremere Bälle mit mehr Rotation gespielt. Mittlerweile spiele ich aber sicherer und überlegter.

 

Erzähl uns bitte etwas über Deine bisherigen größten Erfolge.

Der World Cup 2005 war cool, da habe ich die drei besten Chinesen in Folge schlagen können. Die erste olympische Medaille in Peking 2008 war aber vielleicht noch emotionaler!

 

Was würdest Du im Rückblick als die größte ausgelassene Chance betrachten, ein weiteres großes Turnier nicht gewonnen zu haben?

Ich denke, bei Olympia 2004 hätte ich weit kommen können von der Auslosung her. Aber ich habe nicht gut genug gespielt. Im Viertelfinale war gegen Jan-Ove Waldner Endstation. Wenige Wochen zuvor und danach hatte ich ihn allerdings geschlagen…

 

Hast Du in diesen Zeiten eine Möglichkeit zum Trainieren?

Als Berufssportler darf ich mittlerweile mit einer Genehmigung der Landesregierung in meiner Vereinshalle trainieren. Zuvor habe ich allerdings sechs Wochen keinen Ball gespielt.

 

Wie hältst Du Dich derweil fit?

Ich habe viel auf meinem Rad-Ergometer an meiner Ausdauer gearbeitet. Zudem etwas Reha-Training, da ich Rückenprobleme hatte. Ich versuche, es aber nicht zu übertreiben und meinen Körper etwas zu schonen, da noch gar nicht absehbar ist, wann es wieder weiter geht.

 

Hast Du Dich schon mit einem möglichen Karriereende beschäftigt, falls die Pause sich noch länger hinstreckt?

Ha, nee, die Zeit, die durch die Corona-Krise wegfällt, hänge ich hinten noch dran 😉

 

Du hast ja schon einige Regeländerungen mitbekommen. Wie ist denn Deine Einschätzung zu folgenden Themen?

40mm Ball statt 38mm:

Das hat wenig gebracht. Ziel war ja, das Spiel zu verlangsamen…

 

Satz bis 11 statt 21 und damit einhergehend drei statt zwei Gewinnsätze:

Das fand und finde ich gut, es hat mehr Spannungsmomente reingebracht.

 

Plastikball:

Leider gibt es weiterhin zu große Unterschiede von den Spieleigenschaften von Marke zu Marke.

 

Spielt Ihr national und international mit einem „Einheits-Plastikball“?

Nein, meistens zwar mit DHS International, aber es gibt immer eine Ausschreibung mit den genauen Angaben. In der Bundesliga wird stets mit dem Sponsor-Ball der Heim-Mannschaft gespielt.

 

Man sieht Dich hier und da mal auf die rechte Hand umgreifen. Ist das speziell trainiert oder eher aus der Not heraus geboren?

Mehr aus der Not heraus, da ich nicht mehr der Schnellste bin. Aber ich habe eine ganz gute Trefferquote…;-)

 

Wie fühlt man sich als Fahnenträger bei Olympischen Spielen?

Das war ein überragender Moment, den ich nie vergessen werde. Danke an alle, die mich seinerzeit gewählt haben und mir dieses Erlebnis geschenkt haben.

 

Bleibt neben Tischtennis und Familie noch Zeit für ein Hobby?

Die nehme ich mir. Ich schaue gerne Filme zuhause im „Heimkino“ und Serien unterwegs. Früher habe ich mal gegolft, aber seit sieben Jahren nicht mehr. Einen Billard-Tisch habe ich seit ich 14 bin. Das hat mir auch geholfen, um ein Stratege im Tischtennis zu werden.

 

Hier noch drei interessante Links zur Karriere von Timo Boll:    “Spin of Life”

Teil 1

Teil 2

Teil 3