MTV-Spezial-Interview: Zeitmanagement, Ehrgeiz und Disziplin

In unserer Interview-Reihe haben wir heute mit Jens Schabacker von Zweitliga-Aufsteiger NSU Neckarsulm einen weiteren besonderen Gast.

Wir freuen uns sehr über seine Zusage und wünschen viel Spaß beim Lesen.

 

Steckbrief:
Name:Jens Schabacker
Alter:
26
Aktiv im TT seit:2003
Aktueller Verein:
NSU Neckarsulm
Vorherige Vereine:SG Hausen 05, SG 1862 Anspach, TTC Rhönsprudel Fulda-Maberzell, TG Nieder-Roden, TTC OE Bad Homburg 1987
Höchste Platzierung DTTB-Rangliste:19
Derzeitige Platzierung:54
Schlaghand:
links
Spielstil:
beidseitiger Angriff
Material:
Beläge: Rasanter R53, Holz: Novacell OFF/S

 

Seit wann spielst Du Tischtennis und wie bist Du dazu gekommen?

Mein Bruder und ich haben früher immer sehr viel auf Spielplätzen Tischtennis gespielt. Irgendwann wollte er dann aktiv in einem Verein spielen. Glücklicherweise hat er mich da mitgenommen. Zu diesem Zeitpunkt war ich knapp 10 Jahre alt.

 

Wie würdest Du Deinen Spielstil beschreiben und wie hat sich dieser entwickelt?

Ich würde mich selbst als beidseitigen, angriffsorientierten Spieler bezeichnen, der viel mit Kraft spielt. Dementsprechend versuche ich, schnell zum Punktgewinn zu kommen. Der Spielstil hat sich aufgrund meiner körperlichen Ausgangslage entwickelt. Meine Durchschlagskraft ist hoch und meine Beinarbeit nicht so gut. Somit musste ich zwangsläufig sowohl meine Vorhand als auch meine Rückhand gleichwertig ausbilden, damit ich nicht ständig gezwungen bin, zu umlaufen.

 

Erzähl uns bitte etwas über Deine bisherigen größten Erfolge.

Zu Schülerzeiten (U15) im Jahr 2009 wurde ich Deutscher Vizemeister und durfte zahlreiche internationale Turniere mit der U15-Nationalmannschaft bestreiten. Am Ende war ich in dieser Altersklasse die Nummer 13 in Europa und wurde vom Deutschen Tischtennis-Bund zu den Jahrgangs-Europameisterschaften nominiert. Hier konnte ich bis ins Achtelfinale vordringen.

Ansonsten erinnere ich mich auch gerne an meine beiden Hessischen Ranglistensiege bei den Herren im Jahr 2014 und 2015 und meinen dritten Platz im Herrendoppel zusammen mit Julian Mohr bei den Deutschen Meisterschaften im Jahr 2018 zurück.

 

Was war in der Umkehrung die größte sportliche Enttäuschung?

Puh…ich erinnere mich noch besonders an das deutsche Top 12 Jugendranglistenturnier (U18) im Jahr 2011. Darauf hatte ich mich akribisch vorbereitet und wollte unbedingt mein bestes Tischtennis zeigen. Mit dieser hohen Erwartungshaltung war ich dann zu verkrampft, sodass das Turnier total in die Hose ging und ich am Ende Neunter wurde.

 

Wie lauten die Ziele für die nähere Zukunft?

Erstmal hoffe ich, dass diese schwierige Zeit und die dementsprechenden Einschränkungen in naher Zukunft beendet sind und man gesund bleibt. Sportlich sind wir letztes Jahr aus der 2.Bundesliga abgestiegen. In der nun beendeten Saison sind wir wieder Meister in der 3.Bundesliga-Süd geworden. Das Ziel für die kommende Saison ist folglich der Klassenerhalt in der 2.Bundesliga.

 

Bedeutete der Plastikball eine große Umstellung für Dich?

Ich spiele nun seit der Saison 2013/2014 mit dem Plastikball. Für mich hat der Wechsel vom Zelluloid- auf den Plastikball an sich nicht so einen großen Unterschied gemacht. Schlimmer fand ich die anfänglichen Unterschiede im Absprungverhalten zwischen den einzelnen Herstellern der Bälle. Mit der Zeit hat sich das aber positiv entwickelt.

 

Hast Du in diesen Zeiten eine Möglichkeit zum Trainieren bzw. wie hältst Du Dich derzeit fit?

Nein, leider habe ich aktuell auch keine Möglichkeiten, Tischtennis zu trainieren. Dennoch versuche ich, die Zeit sinnvoll zu nutzen und im körperlichen Bereich Grundlagen für die neue Saison zu legen. Dies ist u.a. sehr wichtig, um verletzungsfrei zu bleiben. Derzeit mache ich ca. dreimal die Woche Sport. Mein Programm besteht dabei aus Stabilisationstraining in jeglicher Form und Joggen. Gerne stehe ich hier auch via Instagram für Rückfragen zur Verfügung, wie so ein Programm aussehen kann bzw. auf was ich dabei Wert lege. Gelegentlich poste ich auch auf diesem Kanal Eindrücke aus meinem Programm.

 

Du hattest mit 14 Jahren bereits 2.000 Punkte. Wie kommt man in solch jungen Jahren zu solch einer enormen Punktzahl?

Oh, das war mir gar nicht bewusst, dass ich mit 14 Jahren schon 2.000 Punkte hatte. Anfangs als ich neu bei der SG Hausen 05 im Verein war, habe ich gefühlt in jeder freien Minute Tischtennis gespielt. Nach den ersten Teilnahmen bei Kreismeisterschaften wurde ich zum Kreis- und dann auch zum Bezirksleistungszentrum eingeladen. In Summe habe ich zu diesem Zeitpunkt mit dem Vereinstraining 3- bis 4-mal die Woche trainiert.

Ich glaube, im Alter von elf Jahren bin ich zur SG 1862 Anspach gewechselt, wo ich bis ich 16 war, gespielt habe. In der Zeit bei der SG 1862 Anspach war Marcel Müller (heute Trainer von Zweitligist FSV Mainz 05) mein Vereinstrainer. Anfangs habe ich dort in Schüler- und Jugendteams in der Nachwuchs-Hessenliga gespielt.

Gleichzeitig wurde ich auch zur Sichtung für den Hessenkader eingeladen, wo ich anfangs gar nicht als festes Mitglied aufgenommen wurde. Unter der dortigen Trainingsleitung von Horst Heckwolf durfte ich dennoch als Trainingspartner mitmachen und konnte mich so nach und nach verbessern. Nach kurzer Zeit wurde ich dann doch nachträglich in den Hessenkader als festes Mitglied aufgenommen und habe in dieser Zeit 4- bis 5-mal die Woche trainiert. Mit 13 Jahren habe ich in der Verbandsliga der Herren im mittleren Paarkreuz gespielt. In dieser Saison wurden wir Meister und folglich habe ich mit 14 Jahren in der Hessenliga Herren erst im mittleren und dann im vorderen Paarkreuz gespielt. Auch in dieser Saison wurden wir Meister und ich konnte im Folgejahr in der Oberliga im vorderen Paarkreuz spielen. Parallel bin ich in dieser Phase auch in die nächst höhere Trainingsgruppe innerhalb des Hessenkaders gekommen und habe unter der Leitung von Helmut Hampl (langjähriger Coach von Timo Boll) trainiert. Zusätzlich wurde ich in dieser Zeit auch für die Nationalmannschaft der unter 15-jährigen nominiert (D/C-Kader).

Insgesamt braucht man für eine solche Entwicklung jedoch auch viele Gönner. Auf der einen Seite die Familie, die einen unterstützt und u.a. zu den zahlreichen Trainings fährt. Und auf der anderen Seite Trainer, die etwas in dir sehen und dich fördern. Bei beiden Punkten hatte ich sehr viel Glück.

 

Was machst du beruflich und wie vereinbart es sich mit dem Tischtennis-Sport?

Aktuell befinde mich in den finalen Zügen meines BWL-Masterstudiums mit den Schwerpunkten Finance und Controlling und arbeite noch als Werkstudent in diesem Bereich bei Continental. Vereinbaren mit dem Sport lässt sich das Ganze durch ein gutes Zeitmanagement, Ehrgeiz und Disziplin.

 

Bleibt neben Tischtennis noch Zeit für ein Hobby?

Tatsächlich bleibt neben Studium, Arbeit und Tischtennis nur noch wenig Zeit für andere Dinge. Diese verbringe ich dann aber sehr gerne im Kreise meiner Liebsten.