MTV-Interview: Zurück zu alter Stärke

Wir möchten die Zwangspause nutzen und einige unserer Mitglieder mal etwas genauer unter die Lupe nehmen.

Heute steht unsere Interviewreihe ganz im Zeichen von unserem Pressewart Jochen Maurer.

Wir wünschen viel Spaß!

 

Steckbrief:
Name:Jochen Maurer
Alter:
48
Wohnort:
Pfaffenhofen
Aktiv im TT seit:
1979
Vorherige Vereine:SG 1862 Anspach
Schlaghand:
links
Spielstil:
Halbdistanzspieler

 

Seit wann spielst Du Tischtennis und wie bist Du dazu gekommen?

Zum Tischtennis bin ich vor über vierzig Jahren über meinen vier Jahre älteren Bruder gekommen, der seinerzeit schon dabei war. Ich denke, ich habe sofort Feuer gefangen, zumindest kann ich mich nicht erinnern, mal Gegenteiliges geäußert zu haben. Ich habe sogar noch einen Spruch meines damaligen Trainers im Ohr, der nach zwei bis drei Trainingseinheiten zu meinem sechs Jahre älteren Cousin (wir waren seinerzeit bis zu fünf „Maurer“ im Verein) meinte, das ich ihn in ein bis zwei Jahren schlagen würde. Es hat zwar etwas länger gedauert, aber passiert ist es dann auf alle Fälle 😉

 

Wie würdest Du Deinen Spielstil beschreiben?

In der Jugend spielte ich rein von der Erinnerung her offensiver als heute. Im Erwachsenenbereich bin ich bedingt durch meinen Doppelpartner auf der Rückhand deutlich stärker geworden, was dann auch zu einer Art Waffe wurde. Leider hat es mich aber in den Folgejahren immer weiter hinter den Tisch gezogen, so dass ich mich derzeit als Halbdistanzspieler ohne tödlichen Schlag bezeichnen würde. In der jüngeren Vergangenheit ist die gute Rückhand ein bisschen wieder zurückgekommen. Darauf will ich aufbauen, wieder ein Stück offensiver zu werden.

 

Erzähl uns bitte etwas über Deine bisherigen Erfolge.

In der Schüler- und Jugendzeit habe ich neben Vereinsmeistertiteln hier und da mal einen Kreismeistertitel im Doppel eingefahren und war im Einzel auch öfter vorne dabei. Ansonsten weiß ich, dass ich bei Bezirksendranglistenturnieren zwei Mal auf dem achten Platz eingelaufen bin.

Im Herren-Bereich habe ich kaum mehr solche Turniere gespielt, aber ich weiß noch, dass ich bei einem Kreisranglistenturnier mal einen Spieler aus der Hessenliga geschlagen habe. Sogar bei Sätzen bis 21, ist also schon ein paar Jährchen her….

In einem Zweiermannschaftsturnier habe ich mal das Mitternachtsturnier in Kandel/Rheinland Pfalz in der C-Klasse gewonnen, das weiß ich noch. Das startete um 18:00 Uhr und endete um 06:00 Uhr morgens. Absolut geniales Turnier, weiß gar nicht, ob es das noch gibt. Da bin ich bestimmt vier- bis fünfmal hingefahren. Abenteuerlich war dann teils die Rückfahrt morgens um sieben Uhr nach durchgemachter Nacht…

In jüngerer MTV-Vergangenheit wurde ich zudem Kreismeister im Doppel der Senioren.

Mit meinen Mannschaften waren sicherlich auch Aufstiege dabei, wirklich erinnern kann ich mich aber nur an einen. Ansonsten war ich aber in der Bezirksklasse in Hessen (vergleichbar mit Bezirksliga hier) quasi festgewachsen. 😉

 

Hast Du noch sportliche Ziele?

Ich möchte auf jeden Fall zurück zu 1.500 Punkten und darüber hinaus. Derzeit fühle ich mich ein wenig unterbewertet. Gute Voraussetzungen dafür sehe ich in der kommenden Saison, wenn ich in der Bezirksklasse A an den Start gehe. Ich erhoffe mir eine gute persönliche Saison und auch mit dem Team einen Platz im oberen Tabellendrittel.

 

Was schätzt Du am meisten an unserer Abteilung?

Das ist ganz klar der in den letzten Jahren gewachsene Zusammenhalt. Das zeigt sich auch gerade in der jetzigen Zeit, in der wir uns trotzdem noch regelmäßig online treffen und auch außerhalb davon telefonisch oder per Whatsapp Kontakt halten.

Zudem stelle ich fest, dass sich die einzelnen Mannschaften untereinander mehr für die jeweiligen Ergebnisse interessieren und auch mal zuschauen. Das könnte sogar noch einen Tick intensiviert werden, wenn es nach mir geht. Auch bei der Jugend würde ich mich freuen, wenn diese sich mit wachem Auge Spiele unserer Ersten anschauen würden und deren Spieler auch mehr zum gemeinsamen Spielen/Training auffordern. Ich weiß noch, wie mir das selbst viel gebracht hat, den Erwachsenen aktiv etwas abzuschauen und mit ihnen zu spielen.

Sehr gut finde ich, dass es generell keine „Leute aus der Ersten“ und „Leute aus der Fünften gibt“. Jeder ist gleich und alle verbringen miteinander eine gute Zeit.

 

Hast Du im Verein oder darüber hinaus einen Lieblingsdoppelpartner und warum?

Da gibt es derzeit zwei Spieler. Zum einen Christian Bolzer, mit dem ich eine Vielzahl an Spielen absolviert und auch gewonnen habe. Wir spielen im Doppel beide mit Köpfchen und gucken unsere Gegner eher aus, als das wir ihnen die Bälle um die Ohren hauen. Da kommt bei mir schon Freude auf, wenn ich jemanden mit Spielverständnis an meiner Seite habe.

Außerdem spiele ich sehr gerne mit Achmed Saiti, da mich sein jugendlicher Elan anstachelt und es mich auch ein bisschen an mich selbst erinnert. Da laufe ich während des Matches immer heiß und gebe alles. Wir feuern uns auch gegenseitig viel an. Ich gehe Stand jetzt davon aus, dass ich auch in der kommenden Saison gemeinsam mit Achmed spielen werde. Darauf freue ich mich.

 

Mit wem im Verein hast Du bisher nicht zusammen in einer Mannschaft gespielt (Ersatzspiel ausgenommen), würdest es aber gerne einmal. Und warum?

Schwer zu beantworten, da ich mich die letzten Jahre in „meinem“ Team sehr, sehr wohl gefühlt habe. Am Anfang meiner MTV-Karriere habe ich ja auch schon Zweite und Dritte gespielt und auch da habe ich mich gut eingefügt. Das wird auch ab September 2020 so sein, wenn ich in die Zweite rutsche. Ich freue mich auf das Team. Aber grundsätzlich gehöre ich zu den Leuten, die sich in eine Mannschaft einfügen, egal, wer da spielt. In den 40 Jahren Tischtennis habe ich mit so vielen Charakteren zusammengespielt, da kann mich eh nichts mehr erschüttern.

 

Du hast ja schon einige Regeländerungen mitbekommen. Gehen wir das mal der Reihe nach durch.

40mm Bälle statt 38mm:

Die Umstellung gab es seinerzeit, um das Spiel ein bisschen zu verlangsamen und publikumswirksamer zu machen. Das hat dann auch circa eine Saison gewirkt (zumindest auf höherklassiger Ebene, in meinen Gefilden war der Unterschied marginal), aber dann wurden entsprechende Beläge entwickelt, die das Spiel wieder schneller machten. Somit war der Effekt verpufft.

 

Satz bis 11 statt 21 und damit einhergehend drei statt zwei Gewinnsätze:

Das finde ich persönlich sehr gut, weil es die Spannungsmomente erhöht. Gerade auch für das Publikum, das man mit solchen Änderungen ja erreichen möchte.

Man kann sich bei 7:3-Führung eben nicht sicher sein, den Satz zu gewinnen. Rechnet man das aber mal hoch, dann kann man bei 14:6 bei einem Satz bis 21 doch von einem Satzgewinn ausgehen. Das macht es in gewisser Hinsicht aber langweilig.

Heutzutage kann ich mir Sätze bis 21 gar nicht mehr vorstellen.

 

Plastikball:

Derzeit ist die Umstellung auf den Plastikball für mich noch eine mittlere Katastrophe, weil viele Bälle sehr unterschiedlich sind. Auswärtspartien werden oftmals zur Glücks- und auch Kopfsache. Ich habe selbst gemerkt, dass ich einige Male gegen den Ball und nicht den Gegner verloren habe.

Aber trotz aller eigenen Fehler bleibt für mich festzuhalten, dass es so, wie es jetzt ist, eigentlich indiskutabel ist. Die Unterschiede der Bälle sind zu groß. Ich bin aber guter Dinge, dass sich das bald lösen lässt – auf die eine oder andere Art.

Bemerkenswert fand und finde ich, dass sich einige Vereine offenbar keine Gedanken gemacht haben, welchen Ball sie spielen. Die haben einfach einen genommen oder auf vermeintliche Empfehlungen reagiert. Ich sehe ja schon, wie bei uns in der Abteilung die „Empfehlungen“ auseinandergehen….

Gott sei Dank haben wir uns aber Mühe gegeben und nach langer Recherche einen Ball gefunden, der für alle passt. Das ist auch als Zeichen unserer Professionalität und unseres Zusammenhalts zu verstehen. Wir haben einen Ball gesucht, der für alle passt. Und wir haben es geschafft.

Es ist mir ein Rätsel, wenn ich öfter bei den Auswärtsspielen höre, „wir haben einfach den oder diesen Ball genommen…“

Hallo!? Wir reden hier vom Spielgerät! Also dem elementarsten Teil unseres Sportes!

 

Tischtennisspiele in den unteren Klassen werden häufig nur durch wenig Publikum / Zuschauer begleitet.  Welche Änderungen könntest Du Dir vorstellen, um das Tischtennisspiel attraktiver zu machen?

Ich denke, das Problem fängt viel höher an. Der Sport schafft es leider nicht, selbst für die Bundesliga eine entsprechende Aufmerksamkeit zu erzielen. Wir sehen es ja an uns selbst, wer fährt schon mal nach Hilpoltstein zur 2. Bundesliga? Ich könnte ja jetzt antworten, dass ich das bin. 😉 Aber ansonsten habe ich aus der Abteilung nur mal Marcel samt Freundin für einen Besuch begeistern können. Und Hilpoltstein hat wohlgemerkt mit 400 Zuschauern den höchsten (!) Schnitt der zweiten Liga. Die Zahl an sich ist ja nicht so überragend, aber so ist es um unseren Sport eben bestellt.

Man kann aber nicht sagen, dass das jetzt alles unattraktiv wäre. Ganz im Gegenteil, in Hilpoltstein (und sicherlich auch anderswo) sitzt man als Zuschauer fast in der Box. Also näher kommst du fast nirgends an Spitzensport.

Daher muss die Frage ja erst mal lauten, was getan werden kann, damit das Zuschauerinteresse in den oberen Ligen ansteigt. Da gibt es ja auch seit Jahren diverse Task-Forces und einhergehende Umstellungen. Den gewünschten Erfolg haben sie meist nicht gebracht. Ich denke, dass jeder Tischtennisspieler sich erstmal an die eigene Nase fassen und überlegen sollte, ob es nicht doch ganz attraktiv sei, sich mal die zweite oder erste Bundesliga anzuschauen. Mit Ulm haben wir auch einen Erstligisten in Reichweite. Und in Schwabhausen spielt ein super Damen-Team.

Großartige Änderungen am Spielsystem sehe ich nicht. Außer, dass ich in der ersten Liga die Dreier-Teams abschaffen würde. Bei einem 3:0 dauert so ein Match höchstens neunzig Minuten. Das ist ziemlich kurz. Bei der zweiten Liga spielen sie mit Vierer-Teams auf zwei Tischen. Das ist an sich sehr attraktiv und zeitlich nicht zu kurz und nicht zu lang.

Über Zuschauer in unteren Ligen braucht man gar nicht groß nachzudenken. Die rekrutieren sich aus eigenen Mitgliedern und ab Landesliga oder so auch mal aus Spielern aus dem Umkreis. Ein ganz wichtiger Faktor ist allerdings, dass sich die Zuschauer mit den Spielern identifizieren. Dann hat man in der Oberliga auch mal 30-80 Zuschauer, aber mehr geht nicht. Auf Bezirksebene werden wir gewiss keine Zuschauer außer ein paar Versprengten haben. Da bin ich aber auch keinem böse.

 

Nun haben wir eine Zwangspause, aber sie scheint sich dem Ende zuzuneigen. Wie hast Du Dich fit gehalten?

Naja, fit war ich schon lange nicht mehr, aber ich habe glücklicherweise durch den Kauf eines E-Bikes das Radfahren wieder für mich entdeckt. Eine sehr gute Investition. Da sitze ich nun fünf bis sechs Mal die Woche drauf und merke schon deutliche Unterschiede, was die Kondition angeht. Langfristig will ich auch ein paar Kilo verlieren. Ich hoffe, das sieht man dann auch schon, wenn wir wieder in die Halle dürfen und uns wiedersehen. Unabhängig davon fühle ich mich aber schon fitter und das will ich auch ausbauen. Also bleibe ich auf dem Rad sitzen, unabhängig davon, ob wir bald wieder Tischtennis spielen oder nicht.

 

Neben dem Tischtennis gilt Deine zweite große Leidenschaft dem Billard. Du bist ein super Pool-Spieler und für den BSV Pfaffenhofen auch in der Mannschaft im Einsatz. Seit wann spielst Du Billard und wie bist Du dazu gekommen?

Ich spiele seit exakt 30 Jahren. Dazu gekommen bin ich über die lokale Kneipe, die sich ich im Zuge des Billard-Booms Ende der Achtziger Billardtische angeschafft hatte. Dort entstand schnell ein Verein und ich war ebenso schnell mit dabei. Ich habe etliche Jahre Oberliga in Hessen auf dem Buckel und nach einem Vereinswechsel als Ersatzspieler auch Einsätze in der 1. und 2. Bundesliga gehabt. Seit 2015 spiele ich beim hiesigen BSV und da sind wir letzten Sommer in die Oberliga aufgestiegen. Da hat man mich aber mehr oder weniger mitgeschleift, da es für mich nicht so laufen wollte. Daher habe ich mich auch zurück in die Landesliga begeben und damit in Alters-Teilzeit. 😉

Stolz bin ich aber auch auf einen Deutschen Vizetitel im Mixed und einen fünften Platz im deutschen Pokal-Wettbewerb (vergleichbar DFB-Pokal).

 

Du bist nicht nur selbst am Billardtisch aktiv, sondern seit Jahren auch Kommentator von Billard-Übertragungen und warst sogar schon mal bei Sport1 live zu hören. Wie bist Du zum Kommentatoren-Job gekommen und was macht Dir dabei am meisten Spaß?

Das dürfte so 2013 angefangen haben, als ein damaliger Bekannter einen Youtube-Kanal gründete und mich gefragt hat, ob ich nicht kommentieren möchte. Also hab ich mich vors Mikro gesetzt und hier und da mal ein Turnier kommentiert. Mittlerweile habe ich mir in der Szene einen Namen gemacht und irgendwie dürfte wohl fast jeder Billardspieler, der nicht gerade mit Blind- oder Taubheit geschlagen ist, meinen Namen irgendwo schon mal gesehen oder gelesen haben. Zweimal hat man mich sogar schon nach Hamburg eingeflogen 😉

Letztlich hat das auch dazu geführt, dass ich nunmehr zweimal bei Sport1 als Experte eingesetzt war. Ein sehr interessanter Blick hinter die Kulissen. Lustig war dabei, dass der Hauptkommentator und die Cutterin ebenfalls in München Billard spielen. Man konnte in dem Fall also wirklich sagen, dass bei der Produktion tatsächlich Experten am Werk waren.

Am meisten Spaß macht mir dabei der Kontakt zu allen Spielerinnen und Spielern. Zu den Topleuten hatte ich auch vorher schon gute Kontakte, aber das Verhältnis ist natürlich noch intensiver geworden. Sehr viel Freude bereitet mir, hier und da mit Anekdoten über die Spieler aufzuwarten. Ich bin ein wandelndes Lexikon und kann dir über nahezu jeden Topspieler irgendwas erzählen, was nicht zwingend jeder sofort weiß.

Viel Spaß macht zudem die Moderation von Wettbewerben, wo ich dann quasi auf dem Präsentierteller stehe. Hätte ich mir auch nicht vorstellen können früher. Interviews sind auch toll zu führen, da hatte ich auch schon Ronnie O’Sullivan oder den aktuellen Snooker-Weltmeister Judd Trump vorm Mikrofon.

 

Ein Highlight im Jahr 2017 war sicherlich die zehntätige Deutschland-Tour zusammen mit zwei Pool-Billard-Legenden von den Philippinen. Als Organisator und Moderator warst Du eng an deren Seite. Wie war es für Dich, mit diesen Ausnahmekönnern quer durch die Republik zu reisen?

Das war tatsächlich überragend. Wenn man das auf Tischtennis überträgt, war ich quasi mit Jan-Ove Waldner und Timo Boll unterwegs. Damals ist mir quasi zum ersten Mal bewusst geworden, dass man die sonst als eher stoisch und bequem geltenden deutschen Billard-Fans tatsächlich begeistern kann. Wo auch immer wir angekommen sind, wenn Efren (Reyes) und Django (Francisco Bustamante) aus meinem Auto ausgestiegen sind, hat man uns angeschaut, als wären wir gerade wie Aliens mit einem Raumschiff gelandet. Die Begeisterung war schier grenzenlos und wir waren überall ausverkauft. Um den Bogen zur Frage nach oben zu schließen, 400 Zuschauer hatten wir da auch. 😉

2018 gab es eine weitere Tour mit den beiden, ergänzt durch den Amerikaner Earl Strickland, der von der Art her sehr vergleichbar mit dem ehemaligen Tennis-Ass John McEnroe ist. Am Tisch ein richtiger Assi, aber abseits der Platte ein großer Geschichtenerzähler und Querdenker. „Leider“ konnte ich beruflich bedingt nur den Tour-Stopp hier in Pfaffenhofen moderieren, aber wir hatten uns schon ein paar Tage vorher bei einem großen Turnier wiedergetroffen und unseren Spaß. BSV-Kollege Tobias Hoiß (aktueller Deutscher Meister) war mit den dreien unterwegs und hat Geschichten erzählt, wo mir die Tränen vor Lachen gekommen sind. Er war auch ganz hin und weg, mit seinen Idolen unterwegs zu sein.

 

15 Jahre warst Du für den Hessischen Pool-Billard-Verband als Jugendsportwart und Jugendwart tätig. Seit Herbst 2019 bist Du auch im Tischtennis beim Jugendtraining sehr engagiert. Worin siehst du den größten Unterschied im Umgang mit den Kindern?

Die Aufgaben unterscheiden sich grundsätzlich und man kann sie nicht vergleichen. In Hessen war ich damals eher der Organisator von Hessischen Meisterschaften und dergleichen und habe die Topleute bei Deutschen Meisterschaften betreut. Für Kader-Training habe ich seinerzeit mit einem Amtskollegen die Kaderstruktur entwickelt, die auch heute noch Bestand hat.

Cooler Fun-Fact: In meiner Amtszeit feierten meine Jungs und Mädels (so nenne ich sie auch heute noch, denn viele sind auch Freunde geworden) insgesamt 22 Europameistertitel. Mein Anteil war dabei gewiss nicht riesig, aber ich habe zumindest den Boden bereitet und war intensiver Wegbegleiter. Ich blicke sehr gerne auf diese Zeit zurück und freue mich immer, wenn ich meine Ehemaligen, die nun allesamt über dreißig oder gar vierzig Jahre alt ist, wieder treffe. Einer von ihnen hat es mit drei Weltmeistertiteln zu echtem Ruhm und einer Profikarriere geschafft.

Beim Tischtennis wiederum versuche ich, mein Wissen tatsächlich auf dem direkten Weg weiterzuleiten. In gewisser Hinsicht ist das also eine neue Erfahrung, die mir sehr viel Spaß macht, mich aber auch fast zum Weinen bringt, wenn die Kids mal wieder alles vergessen haben, was sie schon gelernt zu haben schienen. 😉

Beim Billard war es sogar so, dass ich von dem jetzigen Profi allein durch jahrelanges Zuschauen in seiner Jugend-Zeit so unfassbar viel gelernt habe, dass ich dadurch selbst ein viel besserer Spieler wurde. Das bringt mich wieder zur obigen Erkenntnis, dass ich unseren Jugendlichen nur empfehlen kann, aktiver bei den Erwachsenen zuzuschauen.

 

Wir wissen, dass Du Timo Boll persönlich getroffen hast. Wie kam es dazu, was ist dein persönlicher Eindruck und wie würdest du ihn beschreiben?

Das war eigentlich total kurios. Timo und ich sind auf Facebook schon länger „befreundet“, ohne dass wir uns überhaupt kannten. Er hat dann gelesen, dass ich öfter was über Billard poste und seinerzeit auch in einem Billard-Handel gearbeitet habe. Er hat selbst einen Tisch zu Hause (siehe MTV Spezial-Interview) und wollte diesen von A nach B umziehen lassen. Also hat er mir eine Nachricht geschrieben. Da das ganz kurz vor Olympia 2012 in London war, habe ich geantwortet, dass ich eh vor Ort bin und wir uns dann treffen, wenn er das Halbfinale spielt. So kam es dann auch, ich war da, nur war Timo leider schon in der Zuschauerrolle. Ich habe ihn auf der Tribüne gesehen und ihn angesprochen. Das Ende vom Lied war, dass wir nicht nur seinen Billardtisch umgezogen haben, sondern, weil mein damaliger Arbeitgeber auch einen Umzugsservice hatte, gleich seinen kompletten Umzug gemacht haben.

Seither haben wir losen Kontakt, weil ich ihm immer mal zu Erfolgen gratuliere und wir dann kurz chatten. Hier und da haben wir aus diversen Gründen auch mal telefoniert. Vom Typ her ist er genau so wie man ihn von der Sportschau oder was auch immer her kennt. Er ist völlig normal geblieben und hat überhaupt keine Starallüren. Ein absolut angenehmer Mensch, der sich selbst nicht so wichtig nimmt.

 

Hast Du noch weitere Hobbies außer Tischtennis und Billard?

Im Winter fahre ich möglichst viel Ski und im Sommer gehe ich gerne Wandern auf den Berg. Das würde ich gerne viel öfter machen, aber es ist überraschend schwer, Mitstreiter/innen zu finden. Sowohl für das eine als auch für das andere. Ich hoffe, dass diese Bequemlichkeit zukünftig etwas nachlässt und die Länge der Ausredenkartei sich etwas verkürzt. 😉

Die Corona-Krise sollte uns vor Augen führen, welchen Luxus wir eigentlich haben, unter anderem mit den Bergen quasi vor der Haustür. Davon sollte man mehr Gebrauch machen und es mehr zu schätzen wissen. Mit Thorge habe ich ja für beide Unternehmungen möglicherweise einen neuen Mitstreiter. Er könnte sich womöglich auch zur Tennis-Runde gesellen, die seit Jahren aus Christian und mir besteht. Hier und da sind auch mal Jonas, Hoffi, Marcel oder Heinz mit am Start. Das ist eine schöne Abwechslung zum Tischtennis und man kommt meist gut ins Schwitzen.

Zum Sport gesellt sich aber noch die Kultur bei mir. Ich gehe gerne ins Kino, besuche seit neuestem regelmäßig Poetry Slams und gehe hier und da auch auf Konzerte.

 

Wie siehst Du unsere Abteilung für die Zukunft aufgestellt und welchen Platz möchtest Du darin einnehmen?

Ganzheitlich positiv. Als ich vor fünf Jahren anfing, war eigentlich auch alles okay. Dann sind aber zu viele unterschiedliche Charaktere aufeinandergeprallt und es hat gekracht. Danach musste sich die Abteilung quasi neu aufstellen und das hat bisher überragend geklappt. Ich denke, wir sind auf allen Positionen top besetzt und sind ein gutes Team. Das überträgt sich auch auf die Mitglieder und deren Motivation, selbst mit anzupacken. Das sieht man als bestes Beispiel beim Jugendtraining, wo sich mittlerweile ein gutes Dutzend an MTVlern engagiert. Das war früher nicht selbstverständlich und ist es auch heute nicht.

Dass auch die Veranstaltungen wie Sommerfest, Weihnachtsfeier und Neubürgerfest so gut angenommen werden, ist ein weiteres Indiz. Ganz toll finde ich, dass auch die Eltern unserer Jugendlichen mitziehen, wie man bei den letzten beiden Jugend-Weihnachtsfeiern deutlich sehen konnte. Ich denke, da sind wir im Kreis, wenn nicht sogar im Bezirk einzigartig gut aufgestellt.

So langsam fangen wir auch an zu ernten, stelle ich fest. Nicht nur, was die Leistungen unserer Nachwuchsspieler anbelangt, sondern auch was Neuzugänge betrifft. Wir sind wieder eine gute Adresse und das soll auch so bleiben.