MTV-Interview: Zukunftsvisionen in der Jugendarbeit

In unserer Interview-Reihe kommt heute Jugendwart Christian Bolzer ausführlich zu Wort.

Wir wünschen viel Spaß beim Lesen!

 

Steckbrief:
Name:Christian Bolzer
Alter:
36
Wohnort:
Pfaffenhofen
Aktiv im TT seit:
2011 (davor auch schon 3 Jahre in der MTV-Jugend)
Vorherige Vereine:einmal MTV, immer MTV
Schlaghand:
rechts
Spielstil:
variable Offensive

 

Seit wann spielst Du Tischtennis und wie bist Du dazu gekommen?

Als ich ein kleiner Junge war, haben wir zuhause im Hobbykeller eine Tischtennisplatte stehen gehabt. Dort musste mein Vater oft als Gegner herhalten. Später sind aber auch meine jüngeren Geschwister immer wieder mal mit mir an der Platte gestanden. Zwangsläufig habe ich dann mal an einem Kreisjugendring-Turnier in Pfaffenhofen teilgenommen, war sehr erfolgreich und habe Blut geleckt. Unter dem damaligen Jugendleiter Sigi Hermann habe ich sehr viel gelernt und auch heute noch, wenn er in die Halle kommt, frage ich ihn gerne nach seiner Meinung und hole mir Ratschläge ab. Da ich damals aber auch Fußball und Tennis in einer Mannschaft spielte, musste ich mich vor Beginn meiner Ausbildung im Jahr 2000 dann für eine Sportart entscheiden. Wie so oft bei Jugendlichen fiel die Wahl auf „König Fußball“ und Tischtennis war erstmal Geschichte.

Als ich 2010 mit dem Fußball aufgehört habe, entschloss ich mich im Jahr darauf im Tischtennis wieder anzugreifen. Im ersten Training war ich kaum in der Halle und schon begrüßte mich Rainer Hoffmann, den ich noch aus meiner Jugendzeit kannte. Er hatte einen großen Anteil daran, dass ich dabeigeblieben bin, denn er hat gerade am Anfang viel Zeit mit mir im Training verbracht. Auf diesem Wege nochmal Danke, Hoffi. 🙂

 

Wie würdest Du Deinen Spielstil beschreiben?

Im Grunde bin ich ein Offensiv-Spieler, der mit Vorhand- und Rückhand-Topspins die Initiative ergreift. Andererseits bin ich auch recht reaktionsschnell am Tisch, sodass ich im Blockspiel ebenfalls ganz gut dagegenhalten und selbst wieder das Kommando im Ballwechsel übernehmen kann.

 

Woran hast Du in den letzten Jahren am meisten gearbeitet, bzw. Dich am meisten verbessert?

Ganz klar am Aufschlag. Das ist der einzige Schlag im Tischtennis, den nur du alleine beeinflussen kannst, also habe ich mich oft im Training mit Balleimer an die Platte gestellt und Aufschläge trainiert. Je mehr Varianten man auf Lager hat, desto mehr Optionen bieten sich im Spiel. Und selbst jetzt bin ich noch nicht an dem Punkt, an dem ich sagen kann, ich habe gute Aufschläge. Da werde ich in Zukunft sicherlich noch viel mehr Zeit investieren, es lohnt sich! Also ein kleiner Tipp, wenn jemand im Training keinen Partner findet: Aufschläge trainieren!

Was mir dabei sehr viel gebracht hat und ich jedem empfehlen kann, ist Youtube-Videos von Trainern anzuschauen. Kanäle wie smarTT, Tischtennis-Helden oder Bojan Besinger erklären sehr gut, worauf man achten muss. Nutzt die Zeit, die aktuell leider vorhanden ist, klickt euch mal rein und probiert es aus.

 

Erzähl uns bitte etwas über Deine bisherigen Erfolge.

Da ich nicht der große Turnierspieler bin und es auch noch keine Möglichkeit gab, mit einer Mannschaft aufzusteigen, halten sich die zählbaren Erfolge in Grenzen. Hoffentlich bin ich kein schlechtes Omen für die Mannschaft, in der ich spiele. 🙂

Vereinsintern war es auf jeden Fall der zweite Platz bei der Vereinsmeisterschaft 2020. Maxi war an diesem Tag einfach zu stark, vielleicht klappt es ja nächstes Mal.

Zudem entwickelte sich meine Leistungskurve in den letzten Jahren stets nach oben. Daher sollte ich eigentlich mit mir zufrieden sein, wäre da nicht der Perfektionist in mir. Ein wenig mehr Lockerheit und Selbstvertrauen würden mir daher auch mal ganz guttun.

 

Hast Du sportliche Ziele?

Ein Aufstieg bzw. eine Meisterschaft mit der Mannschaft wäre schon mal eine feine Sache. Darüber hinaus möchte ich selbst immer einen Tick besser werden. Bei 1862 Punkten würde ich aber vermutlich meine aktive Laufbahn beenden. 🙂

 

Was schätzt Du am meisten an unserer Abteilung?

Wir haben ein sehr gutes Gemeinschaftsgefühl, wie ich finde. Das war in den letzten Jahren nicht immer so. Großen Anteil daran hat natürlich unser Abteilungsleiter Heinz. Seit drei Jahren zieht er die Fäden und hat die Tischtennisabteilung an einem Punkt übernommen, an dem vermutlich keiner mit ihm hätte tauschen wollen. Großen Respekt und ein dickes Danke!

In der Halle herrscht immer eine gute Stimmung. Jeder spielt mit jedem, es gibt keine Grüppchenbildung und nach dem Training geht es noch gemeinsam in die Kneipe. Schön ist dabei auch, dass alle Generationen mit dabei sind. So soll es in einer funktionierenden Abteilung sein.

Und was ich als Jugendleiter gemerkt habe: wenn es wirklich eng wird, findet sich immer irgendwer, der als Betreuer für ein Spiel oder als Helfer im Training einspringt. Das ist nicht selbstverständlich und ich weiß dies sehr zu schätzen.

 

Hast Du im Verein oder darüber hinaus einen Lieblingsdoppelpartner und warum?

Zusammen mit Jochen Maurer bilde ich eine ganz gute Kombi. Wir können beide das Spiel ganz gut lesen, er ist Linkshänder, ich Rechtshänder, das passt vom Spielsystem gut zusammen. Ab und zu muss ich ihn mitziehen, weil er nix trifft, aber anders herum gab es das auch schon, von daher… (lacht)

 

Mit wem im Verein hast Du bisher nicht zusammen in einer Mannschaft gespielt (Ersatzspiel ausgenommen), würdest es aber gerne einmal. Und warum?

Da ich mich beim MTV von unten nach oben hochgespielt habe, war ich schon mit sehr vielen Spielern in einer Mannschaft. Mit Jens Hassenpflug war ich noch in keinem Team, das wäre sicher eine schöne Geschichte. Wir verstehen uns abseits der Platte sehr gut und Mannschaftsführer hätte ich dann auch schon einen, das macht er in der vierten Mannschaft nämlich sehr gut.

Darüber hinaus wäre es für mich als Jugendleiter auch eine tolle Sache, wenn ich mit jetzigen Jugendspielern in einer Mannschaft spielen würde. Mädels und Jungs, ich zähl auf euch.

 

Als Jugendwart bist Du sicherlich zufrieden mit der Entwicklung der letzten Jahre?

Ja, natürlich. Unsere Mitgliederzahlen bei den Jugendlichen schießen seit zwei Jahren durch die Decke und dieses Jahr hatten wir bis zum Saisonabbruch im Schnitt unfassbare 30 Kinder im Alter von 6-18 Jahren in den Trainingseinheiten am Start. Das zeigt uns, dass wir einen guten Job gemacht haben und der eingeschlagene Weg der richtige ist: möglichst vielen Kindern unseren Sport näherbringen und das Gemeinschaftsgefühl hochhalten.

Was uns jetzt noch fehlt, sind die Ausreißer nach oben, die den Namen MTV 1862 Pfaffenhofen auch überregional bei Turnieren vertreten. Ein heißes Eisen haben wir auf jeden Fall bei den Mädchen im Feuer. Theresa Steininger hat sich in den letzten zwei Jahren sehr gut entwickelt und steht mit ihren elf Jahren noch am Anfang ihrer hoffentlich langen Tischtennis-Laufbahn. Anfang Januar war sie sogar schon bei den Bayerischen Meisterschaften der U11 in Donauwörth dabei und belegte einen tollen 15.Platz von 40 Teilnehmerinnen. Wenn sie weiterhin ehrgeizig und wissbegierig bleibt und an sich glaubt, geht die Kurve weiter nach oben. Aber auch bei den Jungs zeichnet sich ab, dass die ersten Früchte schon langsam geerntet werden können. Noah Maysami und Julian Finkenzeller haben sich bei uns sehr gut eingelebt und machen tolle Fortschritte und mit Noah Hanft und Benedikt Steininger haben zwei Burschen die 1000-Punkte-Marke geknackt. Nun heißt es dranbleiben und vor allem im Training Gas geben.

Was mich besonders freut und immens wichtig ist: auch Helfer für das Jugendtraining haben sich in dieser Saison immer mehr gefunden. Insbesondere für die Zukunft wird das wichtig sein, da wir für eine noch bessere Weiterentwicklung der Kinder in Kleingruppen trainieren müssen. Das war für die Rückrunde bereits geplant, doch Corona machte uns hier einen Strich durch die Rechnung.

 

Bei den Kindern und Jugendlichen gibt es sehr viele unterschiedliche Charaktere. Wie gehst Du damit um?

Aufgrund der vielen Kinder ist das in der Tat gar nicht so einfach. Der eine ist eher zurückhaltend, der andere aufbrausend. Da ist Fingerspitzengefühl und Menschenkenntnis gefragt, welche Ansprache nötig ist. Ich denke, bisher haben Chef-Trainer David und ich das ganz gut hingekriegt.

Das neben dem Zuckerbrot aber auch mal sprichwörtlich die Peitsche rausgeholt werden muss, lässt sich nicht vermeiden. Es geht in einer Trainingsgruppe auch um soziales Verhalten und Teamgeist. Ob klein oder groß, jeder kann sich z.B. am Aufbau der Tischtennisplatten, Umrandungen, Netze etc. beteiligen. Da hilft der kleine Simon genauso, wie der große Viktor und wenn nicht, dann gibt’s halt Liegestütze.

 

Wie stehen die Chancen, dass wir in Zukunft Spieler für die Erste Mannschaft aus der Jugend heraus entwickeln?

Die Chancen sind auf jeden Fall vorhanden, dass der eine oder andere den Sprung in unsere Erste schafft. Viele talentierte Spieler sind zwischen 11 und 14 Jahre alt. Es bleibt also noch Zeit, sich immer weiter zu verbessern. Was dabei zählt ist: Wille, Ehrgeiz und Spaß.

Was ich aber besonders hoffe ist, dass möglichst viele den Sprung zu unseren Herrenteams schaffen wollen und unserer Abteilung auch als Erwachsene erhalten bleiben. Denn eines ist klar, sowohl sportlich als auch für das Weiterbestehen der Abteilung: die Kleinen sind die Großen von Morgen.

 

Wie stehst Du zum Plastikball?

Wir spielen nun in der zweiten Saison in Folge mit Plastikbällen. Leider gibt es immer noch sehr große Unterschiede zwischen den Herstellern in Sachen Absprungverhalten, sowie in punkto Geschwindigkeit und Rotation. Das Knifflige bei einem Punktspiel/Turnier ist: auch wenn man weiß, wie der Ball springt, heißt es nicht, dass man automatisch damit klarkommt. Tischtennis ist die schnellste Rückschlagsportart der Welt. Da werden Automatismen im Training abgespeichert und beim Match wieder abgerufen. Stimmt nur eine Kleinigkeit nicht, kann das genug sein, um zwischen Sieg und Niederlage zu entscheiden. Diese Kleinigkeit, die aus meiner Sicht gar nicht so klein ist, heißt „zu große Unterschiede beim Plastikball“ und lässt viele immer noch verzweifeln. Ich hoffe, das kriegen die Hersteller in den Griff.

Trotzdem muss jeder damit zurechtkommen und sollte sich zuerst an die eigene Nase fassen, bevor die Schuld beim Ball gesucht wird. Das sollte auf jeden Fall klar sein.

 

Wie hältst Du Dich derweil fit?

Ich versuche möglichst oft mit dem Rad zu fahren, vier- bis fünfmal die Woche klappt das. Zuhause versuche ich mit Kraft- und Stabilisations-Training sowie Rückenschule die tischtennisfreie Zeit zu überbrücken. Generell ist es für mich schwer, weil ich jemand bin, der Sport meist mit Bällen spielt, sei es Tischtennis, Tennis oder Fußball. Das ist allein leider etwas schwierig.

 

Hast Du noch weitere Hobbies außer Tischtennis?

In der freien Zeit gehe ich gerne an die frische Luft, egal ob mit dem Rad oder zu Fuß und im Sommer spiele ich regelmäßig Tennis. Zudem schau ich mir gern noch Fußball aus der Umgebung an. Mit Jetzendorf, Rohrbach und dem FSV Pfaffenhofen haben wir Vereine, die ganz gut kicken können. Aus meiner Jugendzeit habe ich auch noch ein Keyboard zuhause stehen, aber die Tasten sind schon recht verstaubt. 😉

Wenn ich was mache, dann ganz oder gar nicht. So ist das auch im Tischtennis als Jugendleiter. Das sorgt leider auch dafür, dass ich an den trainingsfreien Tagen oft organisatorische Dinge für die Jugend erledige, mir Gedanken über die Trainingsgestaltung mache und ich die Freizeit selten für mich nutze. Da muss ich in Zukunft ein stückweit mehr auf mich schauen und darf keinen zweiten Fulltime-Job daraus machen. Ich habe nämlich vor, das Amt noch einige Zeit auszuüben, sofern man mich lässt und da ist ein gesundes Maß das wichtigste.

 

Wie siehst Du unsere Abteilung für die Zukunft aufgestellt und welchen Platz möchtest Du darin einnehmen?

In den letzten drei Jahren hat sich einiges zum Positiven gewendet und mit Heinz, Rainer und Manfred in der Abteilungsleitung, sowie Jochen (Pressewart), David (Chef-Trainer) und mir wurde ein funktionierendes Team gefunden. Jeder trägt seinen Teil zum Wohle der Abteilung bei. Wie bereits gesagt, möchte ich den Jugendleiter gerne noch eine Zeit lang machen. Das ist eine Aufgabe, die aus meiner Sicht nur über einen längeren Zeitraum Sinn macht, man will schließlich etwas entwickeln. David als Chef-Trainer ist dabei natürlich ein wichtiger Baustein. So ganz nebenbei hat er in den letzten Monaten seinen Hausbau abgeschlossen und trotzdem fast keine Trainingseinheit zum Wohle der Jugend ausgelassen. Respekt, wie er das hinbekommen hat und fettes Merci!

Natürlich haben wir noch viele weitere Ideen, doch dafür brauchen wir auch den einen oder anderen frischen Kopf in der Truppe, der uns und die Abteilung unterstützen möchte. Das entlastet die anderen und sorgt gleichzeitig dafür, dass sich die Abteilung Stück für Stück weiterentwickelt.

Es müssen nicht die zeitaufreibendsten Tätigkeiten sein, aber Kleinvieh macht bekanntlich auch Mist. Sei es jemanden für die Homepage-Betreuung (aktuell ich), einen Verantwortlichen für eine vielleicht gegründete Mädchen-/Frauen-Mannschaft zu finden oder jemanden, der sich um Abteilungsausflüge oder die Organisation von Festlichkeiten wie Sommerfest und Weihnachtsfeier kümmert. Jeder kleine Beitrag kommt der Abteilung zu Gute.

Grundsätzlich ist es aber so, wenn Hilfe benötigt wird, bekommen wir sie auch und das freut mich und sicher auch die anderen. Für die Zukunft sind wir daher denke ich gut aufgestellt und können positiv nach vorne schauen.